Hast Du mir überhaupt zugehört?

Du hörst mir nie richtig zu! Wer von Euch hat diesen Satz schon einmal gehört? Ich habe diesen Satz schon öfter gehört - beruflich und privat. Und ja, in den meisten Fällen habe ich auch nicht richtig zugehört.

Übertrieben gesagt bin ich aber Zuhör-Opfer und Zuhör-Täter. Denn schon oft dachte ich auch: Der hat mir doch jetzt gar nicht richtig zugehört. Wenn in einem Gespräch dieser Eindruck entsteht, dann ist das nicht nur ärgerlich, nein es ist gerade in Teams schädlich für die Motivation. „Richtig“ zuhören ist Wertschätzung.

Wertschätzung ist kein Kuschelfaktor, sondern ein Hygienefaktor.

Die zunehmende Anzahl psychischer Erkrankungen rückt das Thema Wertschätzung wieder mehr in den Fokus. Depressionen oder Burn-out liegen bei Krankschreibungen nach Angaben der BKK inzwischen gleichauf mit Grippe oder Husten. Nur 60 Prozent der Mitarbeiter haben laut der neuesten EY-Studie von 2019 das Gefühl, dass ihre Arbeit im Unternehmen gewürdigt wird. Eine Ursache: mangelnde Wertschätzung.

Ich leih Dir mein Ohr. Ein besserer Zuhörer werden

„Leih jedem dein Ohr, doch wenigen deine Stimme. “
Zitat von William Shakespeare

Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, werden wir feststellen, dass wir, wenn ein Mitarbeiter ein Gespräch sucht, wir oft sofort Ratschläge erteilen, den Redeanteil an uns reißen oder drängeln, weil wir sofort zum Punkt kommen wollen. Gute Zuhörer leihen den Mitarbeitern Ihr Ohr.

Zuhören kann doch jeder…nicht! – Mit diesen Tipps ein besserer Zuhörer werden

Richtiges zuhören hilft uns die richtigen Lösungen und keine fake Lösungen zu finden. Richtiges Zuhören kann man trainieren. Heute gibt’s den Trainingsplan dazu.
Gesprächsphasen kennt Ihr ja zum Beispiel von Jobinterviews.
Und genauso wie es sinnvolle Gesprächsphasen gibt, gibt es auch Zuhörphasen.
Und zwar fünf Phasen.

1. Schau mir in die Augen, Kleines 👀

Die Qualität des Gespräches leidet auf allen Ebenen, wenn wir den Menschen, mit dem wir sprechen nicht ansehen. Wie oft kommt jemand ins Büro und wir schauen nicht wirklich vom Monitor weg und geben die Antwort nebenbei. Ich kenne Menschen (inklusive mir), die es schaffen, nicht nur nicht hochzusehen, sondern auch noch antworten und weitertippen.

Zum guten Zuhören gehört die volle Aufmerksamkeit und die braucht den Augenkontakt. Es braucht den Augenkontakt mit dem Gesprächspartner und nicht mit dem Smartphone.

2. Sei schlau, sei wie der Schweigefuchs 🤐

Unterbreche Deinen Gesprächspartner nicht. Höre Dir alles an, was die andere Person sagt. Wenn Du ohne Unterbrechung zuhörst, wird die andere Person mit höherer Wahrscheinlichkeit auch Dir ohne Unterbrechung zuhören.

Versuche die Hauptideen zu hören, die eine Person kommuniziert. Manchmal verzetteln sich die Leute in kleinen Details und diese werden dann fälschlicherweise als die wichtigsten Punkte interpretiert. Höre Dir den gesamten Kommunikationsprozess genau an und greife nicht nur Stückchen heraus.

Gerade für Führungskräfte ist das eine große Herausforderung. Aber es lohnt sich, sie zu meistern. Denn da wo wir vermeintlich Zeit sparen, weil wir direkt schon verstanden haben um was es geht, den Menschen unterbrechen und eine Lösung präsentieren, kostet es uns im Nachhinein viel mehr Zeit und Energie. Es verursacht Konflikte, wenn wir unserem Gesprächspartner vorschnell die richtige Lösung für das falsche Problem präsentieren. Außerdem bleibt beim Unterbrechen auch wieder die Wertschätzung auf der Strecke.

3. Glaub nicht alles, was Du denkst 💭

Kaum hat man auch nur einen Satz gehört, weiß man gleich um was es geht oder was der Gesprächspartner „jetzt schon wieder“ will. Es bringt an dieser Stelle nichts, wenn ich Euch jetzt sage: Urteilt nicht, wenn Ihr zuhört. Das funktioniert so wenig wie das Verbot: Denkt jetzt bitte NICHT an einen rosa Elefanten.

Wir urteilen, das ist menschlich. Nehmt die Urteile und schiebt sie ganz nach hinten. Wir haben nicht das Recht zu denken, wir hätten das Monopol auf die richtigen Antworten. Bleibt offen für das was Euch euer Gesprächspartner sagen will. Nicht direkt irgendwo abbiegen oder das Gesagte sofort in eine Schublade stecken. Gebt der Nachricht die Möglichkeit vollständig anzukommen.

Zu emotional zu sein, wird Dein Verständnis einschränken. Wenn Du zu emotional bist, ziehst Du schnell voreilige Schlüsse.

4. Paraphrasieren / Inhalt 👂🏼
Fasst den inhaltlichen Teil der Nachricht komprimiert wertungsfrei zusammen.
Hier geht es nur um das WAS gehört wurde. Auch das Paraphrasieren ist wichtig für die Wertschätzung. Es signalisiert: Ich habe Dir aufmerksam zugehört!

„Du sagtest, dass Du im Moment täglich die Spülmaschine in der Büroküche ein- und ausräumst.“

5. Reflektieren / Emotionen 🪞

Im Gegensatz zum neutralen Paraphrasieren kommen jetzt die Gefühle ins Spiel. Aber „OBACHT“ es geht nicht um Deine Gefühle, sondern um die Gefühle Deines Gesprächspartners.

Hier geht es darum, welche Emotionen verbindet der Gesprächspartner mit der geschilderten Situation.

„Du bist verärgert, weil Du die einzige Person im Büro bist, die sich um die Spülmaschine kümmert.“

Das Reflektieren der Gefühle gibt dem Gespräch eine wirkliche Tiefe. Es geht nicht darum, dass Du einverstanden bist mit den Gefühlen oder ob Du sie nachvollziehen kannst. Es geht darum, welche Gefühle Dein Gesprächspartner in bzw. mit der beschriebenen Person hat.

6. Fragen stellen 🙋🙋

Nachdem Du das Gespräch paraphrasiert und reflektiert hast, stellst Du fragen.

Wenn Du die Punkte 3. Paraphrasieren und 4. Reflektieren übergehst und gleich zu den Fragen springst, dann ist es kein Zuhören mehr, sondern ein Verhör. Ein Verhör wie bei der Polizei. Wobei nicht einmal die Polizei die Punkte 3 und 4 auslassen sollten, wenn sie möglichst viel vom Gegenüber erfahren möchte.

„Welche Möglichkeiten siehst Du, die Situation zu verbessern?“

Kleiner Tipp: Warum-Fragen sind ungünstig. Warum Fragen nerven. Jeder kennt sicher ein Kleinkind, das auf jede Antwort mit „Warum“ antwortet. Außerdem startest Du mit der Frage „Warum“ den Rechtfertigungsmodus bei Deinem Gegenüber und das Gespräch bekommt ganz fix eine doofe Grundstimmung.

Ein besserer Zuhörer werden: Starte Dein Training jetzt!

Ja, es braucht Praxis, bis das gute Zuhören zur Gewohnheit wird. Wie mit allen neuen Gewohnheiten etablieren sie sich nicht über Nacht. Aber es lohnt sich definitiv ein guter Zuhörer zu sein. Im beruflichen Leben wie im privaten. Mit Kindern genauso wie mit Erwachsenen.

Gutes Zuhören wird Deine Verbindung zu anderen verbessern, es wird aber auch Dein eigenes Wahrnehmen auf ein höheres Level heben.

Und noch ein Fun Fact zum Schluss - Lost in Translation

"Schau mir in die Augen, Kleines!" ist DAS Zitat aus Casablanca. Eigentlich hat Humphrey Bogart aber etwas anderes gesagt... Heute vor 75 Jahren feierte der Film seine Premiere in New York.

In der neueren Synchronfassung von 1975 heißt es: „Ich seh Dir in die Augen, Kleines!“. Aber auch das entspricht nicht dem englischen Originaltext. Auf Englisch sagt Humphrey Bogart als Rick: „Here's looking at you, kid!”

Das ist eigentlich „nur“ ein Trinkspruch, der bedeutet, dass er auf ihr Wohl trinkt.
Wir werden wohl nie erfahren, ob der Übersetzer ein Romantiker war oder einfach nur nicht richtig zugehört hat.


Ist Dir einer der folgenden Sätze in den vergangenen Tagen durch den Kopf gegangen?

  • Ich habe viel zu wenig Bewerber!
  • Mein Unternehmen ist vom Fachkräftemangel betroffen!
  • Wir sind zu klein und unbekannt, niemand bewirbt sich bei uns!
  • Die Bewerber haben zu hohe Gehaltsvorstellungen!
  • Wir verlieren Bewerber an andere Unternehmen, die mehr bieten als wir!
  • Neue Mitarbeiter einzuarbeiten dauert zu lange!
  • In unserer Branche / in unseren Berufen will niemand mehr arbeiten!

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